Verfahren: Tiefdruckverfahren, vom Kupferstich abgeleitet. Die Zeichnung wird auf der Kupferplatte nicht von Hand graviert, sondern durch Säureeinwirkung ausgebildet. Der Künstler ist mit dem Bildentwerfer oft identisch, sonst Reproduktionsradierer. Die glattpolierte und erwärmte Metallplatte wird mit dem säurefesten Ätzgrund bestrichen, einer Mischung aus Wachs, Asphalt und Mastixharz. Die Radiernadel, ein spitzer Stahlstift, zeichnet (kratzt, radiert) auf dieser schwarz eingerussten Schicht und legt dabei das Metall frei, ohne es zu ritzen. Im anschliessenden Bad von verdünnter Salpetersäure oder Eisenchlorid wird das Strichbild in das Metall geätzt, je länger, um so tiefer.
Experimente mit Farbdruck im 17. Jahrhundert blieben ohne tiefer Nachwirkung. Auf dem abgezogenen Druck erscheinen die geätzten, durch die Säureeinwirkung unregelmässig geränderten Furchenlinien weniger scharf als im Kupferstich, sind oft sehr fein, innerhalb desselben Ätzstadiums gleichmässig dünn und enden im Gegensatz zum Kupferstich stumpf, nicht spitz. Dessen "Taille", die an- und abschwellende Linie ist nicht vorhanden. Das Strichbild gibt die freizeichnende Handbewegung bis in die feinsten Extremitäten der Darstellung präzise wieder. Die gedruckte Zeichnung erscheint zart und flimmernd oder kompakt, im Schwarzen verdichtet, mit allen Übergängen dazwischen, doch auch bei engsten Schraffuren stets linear aufgebaut. Gute Abzüge erzielt man nur bei kleineren Auflagen bis zu wenigen Hundert Exemplaren. Die Platte wird oft für weitere Drucke neu präpariert. Vom 17. Jahrhundert an sind Verbindungen von Kupferstich und Radierung die Regel.