Kunstgeschichte: Bereits um 1400 erprobt, in den folgenden Jahrzehnten vorwiegend als Reproduktionsgraphik für Andachtsbilder, vom 2. Viertel des 15. Jahrhunderts an auch im Buchwesen, seit 1460 in der Buchillustration angewendet und kurz vor 1500 in der Meistergraphik von Albrecht Dürer zur technischen Vollendung ausgebildet. Neuer Aufschwung vom späten 19. Jahrhundert an als Linien- oder Flächenholzschnitt fast ausschliesslich in der Künstlergraphik.
Verfahren: Im älteren Holzschnitt ist der Bildentwerfer mit dem ausführenden Graphiker meist nicht identisch, erst in der Neuzeit personengleich. Der Künstler (im 16. Jahrhundert: Reisser) zeichnet (reisst) mit Stift oder Feder in Schwarz auf dem glattgehobelten Holzstock, der mit Kreide weiss grundiert ist. Das zähweiche Langholzbrett, welches längs der Faser oder Baumachse geschnitten wurde, besteht meist aus Birnenholz, ferner Nuss-, Erlen-, Linden- oder Kirschenholz. Auf diesem arbeitet der Formschneider die Zeichnung reliefartig heraus, indem er alle unbezeichneten Stellen mittels verschiedener Instrumente (Stichel, Schneidemesser, Hohleisen) aus der Oberfläche schneidet. Die farbetragenden druckenden Stellen sind die stehengelassenen, nun erhöhten Linien oder Flächen, die sich an das leicht befeuchtete, angepresste Papier eindrücken.
Beim Farbdruck werden mehrere, verschiedenfarbig eingefärbte Stöcke übereinander gedruckt. Die Handbemalung mit Pinsel ist im 15. und 16. Jahrhundert üblich.
Auf dem abgezogenen Druck erscheinen alle Linien deutlich und übersichtlich, mit der sprichwörtlich gewordenen holzschnittartigen Klarheit. Das Strichbild bleibt auch bei gehäuften Parallelschraffuren und Kreuzlagen stets linear. Die Bildbegrenzung ist mit dem Aussenrand des Holzstocks meist identisch, daher durch Einfassungslinien gekennzeichnet. Vom gleichen Stock können bei schonender Behandlung bis zu mehreren Tausend Exemplaren abgezogen werden. Ein Qualitätsverlust entsteht allmählich durch Verquetschen oder Ausbrechen von immer neu eingesetzten Oberflächenteilen, was besonders die Randstege der Einfassungslinien trifft.